Kein kölsch-katholischer Gottesdienst im Jahr 2021

Über 20 Jahre habe ich in den Karnevalstagen jedes Jahr bis zu 6 Hl.Messen mit kölschen Liedern mit unserer Band Kölsch-Katholisch gefeiert. Dieses Jahr ist der Verzicht alternativlos. Und doch kreisen manche Gedanken um die kölsche Musik, die uns und den Gottesdienstbesuchern so viel Freude gemacht hat und deren Melodien und Texte dieses Jahr so anders wirken müssen.

So gibt es meine Hitparade, meine TopTen 2021!...

Platz 1a und 1b teilen sich gleichermaßen die für mich unentbehrlichsten Lieder der Bläck Fööss Drink doch ene mit und In unserem Veedel. In ständig wechselnder Reihenfolge.

Hätte man mich jemals in Köln zum Kardinal gemacht, wären diese beiden Lieder gemeinsam unter Nummer 1111 im Kölner Diözesananhang des Gotteslobes erschienen. Was braucht ein Mensch mehr als sing Veedel, sing Hüsjer un Jasse, sing Stündcher beim Klaafe oder als den Blick in ein Augenpaar, wo jemand feststellen darf und soll, dass es im Moment nicht gut geht und jemand mit nem Bier kütt un säät: Drink doch ene mit, stell dich nit esu aan?

Platz 2 belegt ein Lied, das ungefähr zur Hälfte der 50 Bühnenjahre der Bläck Fööss entstanden ist. Unsere Stammbaum.

Basis, so erzählte es einmal Hartmut Priess von den Bläck Fööss, ist eine Passage aus "Des Teufels General" von Zuckmeyer, wo er die Buntheit der Bevölkerung Berlins thematisiert. Und wie oft müssen wir bis heute daran erinnert werden, dass jeder Mensch, egal aus welcher Heimat er kommt und warum er seine Heimat verlassen hat, sein Recht auf Leben und seine Würde hat. Bestenfalls spricht er "Hück wie mir, all die selve Sproch"...

Platz 3 Wann jeht der Himmel och für mich widder op? Ein Lied der Höhner, das im Rahmen der Veranstaltung "Arsch huh - Zäng useinander!" vor etwa 30 Jahren entstanden ist. Verschiedenste Bands trafen sich gegen rechts! Und wieder in diesem Bild: Mensch, Du und Dein Leben, egal wie Deine Geschichte verlaufen ist oder verlaufen wird, Du warst, Du bist und Du bleibst wertvoll. Und wir müssen aufpassen, dass es so bleibt: "Jestern David - hück dä Asylant".

Platz 4 Ene Besuch im Zoo. Das war in meiner Kindheit das erste Karnevalslied (neben Humba, humba humba täterä), das ich auswendig konnte. Ich hatte Spaß an dem Bummel durch den Zoo, an den Elefanten - nä wat sin die dick, an den Giraffen - nä wat sin die jroß und an den Kamelen mit die Buckele op ihrem Rüggen. Kindheitslieder.. Dieses Lied hat sich im internen Ranking dieser Kategorie letztlich knapp durchgesetzt gegen Mir schenke de Ahl e paar Blömcher - denn die ahl Frau Schmitz, die is esu nett!.

Platz 5 Dä Labbes.Ein etwas unbekannteres Lied der Fööss, dass der neue Sänger Mirko vor ein paar Jahren mitgebracht hat. Es erzählt aus der Sicht von Eltern (hier von einem auf seine kleine Tochter so stolzen Vater), der spürt, dass sein Kind allmählich losfliegt, weil sich ne Jung für sie interessiert - da heißt es: "Mädche kumm eraf, Du häs Besök, do steht ne Labbes vür de Dür un ich jlööv, hä will zu Dir.."                                                                           Und dann erinnert sich der Papa: "Jo, wenn Du op minger Scholdere soß't, do wor ich Dinge Held. Ich wor dä jrößte un dä schönste un dä stärkste Mann der Welt. Un wenn et Donnerwedder kom, dann verkruchste Dich bei mir, un dann nohm ich Dich en d'r Ärm.. hück steht dä Labbes vür d'r Dür...                                                                            Es lohnt sich einmal, dieses Lied z.B. bei YouTube anzuhören!

Platz 6 En der Kayjass Nummer 0, wo der Lehrer Welch, de Frau Kätzmann und der Schupo auch deswegen in Erinnerung geblieben sind, weil sie nicht alles rausbekamen oder rausbekommen wollten, was die Kinder angestellt haben. "Un dann han mer hin un her överlaat... Nä, nä dat wisse mer nit mieh"... Viele Anekdoten, die wir Erwachsenen heute einander erzählen, haben erst stattfinden dürfen, weil manche, die uns erzogen haben, den schmalen Grad ausgehalten haben, nicht alles sehen und wissen zu wollen.

Platz 7 Mer bruche keene, keene der uns säät, wie man Fastelovend fiere däät. Ein Samba der Fööss, den Kafi Biermann als Nachfolger von Tommy Engel mitgebracht hatte. Es ist ein Gruß u.a. an die Rosa Funken, die ihre Form zu leben und zu lieben in den kölschen Karneval mit eingebracht haben. "Mer bruche keener, dä de Schnüss opmäät un se besser halden dät". Wie wahr!

Platz 8 Wenn am Himmel de Stääne danze. Dieses Lied von den Klüngelköpp steht für all die Lieder, die so tolle Texte und Melodien außerhalb der Bands von Fööss und Höhner haben, bei denen wir uns mit unserer kölschen Band anfangs fast ausschliießlich bedient hatten. "Jo dann weeß ich, dat ich Doheem bin, jo Doheem bin, he am Rhing". Die kölsche Musik geht längst in die nächste Generation. Gute Tradition läßt so etwas zu.

Platz 9 Et Spanien Leed. So schön es auch ist, wenn wir mal rauskommen, so schön die holländische Küste, die Tiroler Alpen, die französischen Landschaften, die Toscana oder halt auch die spanischen Strände auch sind und so sehr wir unsere Reisefreiheit im Moment auch vermissen, wie gut tut uns auch die Rückkehr, wenn wir festgestellt haben: So schön es woanders auch ist: "mir fählt nur vum Balkon, die Aussicht op der Dom".

Platz 10 Verdammt lang her. Heute nicht mehr so sehr, aber ich kannte sie alle auswendig, die LPs oder CDs von BAP. Den Wellenreiter (was für ein grandioser Text), die rot-wieß-blau querjestriefte Frau mit dem Müsli-Man als Punk. Ach waren das tolle Konzerte im Freilichttheater in Xanten und wo auch immer. In unsere kölschen Gottesdienste haben wir mal ein ruhigeres Lied aufgenommen: "E wieß Blatt Papier, ne Bleistift, Jedanke bei Dir... bis ich afrötsch in die Zick, in der et Dich für mich nit joof" - oder - "Minsch wor ich nervös, als ich Dir alles jesaat, hektisch un trotzdem erlöst".  Und jeder gesunde Mensch hat oder hatte dabei jemand vor Augen...

Platz 11 zum Abschluß verdient Unser Jrundgesetz, dass die Fööss als Marsch vertont haben. Lesen Sie diesen Text mal im Blick auf Corona..    

Et es wie et es! 

Un et kütt wie et kütt!

Un et hätt noch immer joodjejange. 

Nix bliev wie et es.                        

Drink doch eine met  

dat hammer immer su jemaat,                                                                                                                                      

denn wat fott es, dat es fott. 

Dreimal Kölle Alaaf!

                                                                                                                                    
                                                                                                                                     

Die TopTen meiner Lieder umfasst demnach 11 Plätze, das stört in Köln niemand. Übrigens: der 11.Platz wäre für manchen FC-Fan im Moment eine Insel der Glückseligkeit.

Denn mir Kölsche mir klääve wie der Düvel am Lääve...

Alaaf, Helau, Halt Pohl!

Harald Josephs

 

P.S.: Sollten wir im Herbst 2021 wieder ran dürfen, planen wir ein Programm

                                 Kölsch - Katholisch                                       

                                            22 Jahre - 22 Lieder 

 

 

www.koelsch-katholisch.de